Kinder vor Gewalt in Familie schützen

Früherkennung betrachten auch wir als die größte Chance, um möglichst viele Kinder aus häuslicher Gewalt zu befreien und ihnen ein weiteres Martyrium oder gar den Tod zu ersparen. Und um die Anzeichen der Gewalt tatsächlich früh genug erkennen und dann auch handeln zu können, ist neben der Überarbeitung so einiger Gesetze, eine Vernetzung mit Sicherheit unerlässlich.

Denn wenn tatsächlich so manche offizielle oder ehrenamtliche Hilfsstelle ihr eigenes Süppchen mit Zutaten aus Kompetenzgerangel kocht, können währenddessen weitere Kinder unbemerkt zu Opfern werden. Also, alle an einen Tisch - jede Erfahrung, jede Idee, jeder uneigennützige Einsatz ist wichtig!

Nach dem Hungertod von Lea Sophie aus Schwerin ist ein Streit um Pflichtuntersuchungen von Kindern entbrannt. Wir sind ganz klar dafür! Da auch die neu eingeführte freiwillige U-7, wie alle anderen, nur einer „generellen Überprüfung“ dienen soll, sehen wir hier allerdings keinen Fortschritt, allenfalls einen Beruhigungsversuch. Aber immerhin, diese U 7 umfasst jetzt zusätzlich die Untersuchung der Augen, na dann…

Die Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, prügeln, missbrauchen, werden mit Sicherheit die allerletzten sein, die, egal welche, Untersuchung freiwillig in Anspruch nehmen, weder eine U-1, noch U -5 noch U-7. Aber irgendein maßgeblicher Ausschuss hat sich gegen verpflichtende Untersuchungen ausgesprochen.

In der Begründung heißt es, es gebe keine Standardmethode, mit der Ärzte Misshandlungen oder Vernachlässigung von Kindern zweifelsfrei erkennen könnten. Dies berge die Gefahr, dass Eltern zu Unrecht in Verdacht gerieten. Im Zweifel also für misshandelnde Eltern? Im Zweifel also hilflosen Kindern eine der wenigen wirklichen Chancen geraubt, in diesem Taburaum der Familie Hilfe von Außen zu bekommen?

Wir sind sicher, es würden sich Möglichkeiten finden lassen, einen evt. Verdacht, den ein Kinderarzt äußert, gewissenhaft und behutsam aufzuklären, auch wenn das mehr Arbeit, mehr Fingerspitzengefühl und mehr Geld für den Einsatz von Fachleuten kosten würde.

Dagmar Minor-Püllen
Verein Schotterblume
für Betroffene von seelischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt in der Kindheit
Neuwied