Wohl kaum noch trauen
Der Moderator Andreas Türck ist im Vergewaltigungsprozess freigesprochen worden.
Ja richtig, auch wir vom Opferschutzverein "Schotterblume" werden es jetzt noch schwerer haben, einer vergewaltigten Frau zu einer Anzeige zu raten. Ganz besonders den Frauen, die zu uns kommen, also bereits vortraumatisiert sind durch Missbrauch oder schlimme Erfahrungen in der Kindheit und Jugend. Diese Frauen sind in der Regel aufgrund ihrer Vorgeschichte instabil, psychisch krank und nehmen nicht selten Drogen, um ihr Leid zu betäuben und zu verhindern, dass es ständig ins Bewusstsein dringt. Sollte eine Frau das "Pech" haben, zu alledem auch noch vergewaltigt zu werden, hat sie sowieso schon immer sehr schlechte Karten. Vielfach gilt sie aufgrund irgendeiner bereits bestehenden Diagnose als unglaubwürdig, bei der Umwelt, bei Ärzten, bei der Polizei, vor Gericht - und das weiß sie auch. Nach dem Fall Türck, in dem natürlich letztendlich niemand weiß, was wirklich geschah, werden sich gerade diese Frauen wohl kaum noch trauen. Wer kann es ihnen verdenken?

Dagmar Minor
Schotterblume e.V.
Für Opfer von seelischer,
körperlicher und sexueller Gewalt
in der Kindheit und Partnerschaft

(Leserbrief in der Rheinzeitung vom 09.09.2005)