Die tote Puppe als Symbol für ein Leben in Angst

In Breese Selbsthilfeverein für Opfer sexueller Gewalt gegründet

Tiemo Pump mit dem Motiv der „Schotterblume“, der toten Puppe, die die Gefühlswelt vieler Betroffener trifft.        

Foto: .J. Griesbach

Breese. „Opfer sexuellen Missbrauchs fühlen sich oft ihr ganzes Leben wie tote Puppen“, so Tiemo Pump, Vorsitzender des neu gegründeten Vereins „Schotterblume“, der sich um Opfer sexueller Gewalt in der Kindheit kümmert.

 

Von Jens Griesbach

Eine tote Puppe mit schmutzigem Kleid und leeren Augen ist das Motiv der „Schotterblume“, eines Vereins, der sich als Kontakt- und Informationsstelle für Opfer von seelischer, körperlicher und sexueller Gewalt in der Kindheit und Partnerschaft versteht. Die Puppe symbolisiert dabei die Vereinsamung Betroffener, die niemanden haben, mit dem sie über ihre Angst sprechen können. Opfer von sexueller Gewalt in der Kindheit bräuchten jedoch schnell Hilfe, so Pump. „Der Austausch mit anderen Betroffenen ist ganz wichtig.“

Diese Möglichkeit hat Pump jetzt für die Region geschaffen. In Breese wurde diese Woche eine Zweigstelle der „Schotterblume“, eines Vereins, der bundesweit seit 1999 existiert, gegründet. So ein Selbsthilfeverein war hier dringend von Nutzen, weit und breit war nichts entsprechendes vorhanden“, berichtet der Vorsitzende. Dementsprechend groß ist der Einzugsbereich der „Schotterblume“ Breese jetzt – er erstreckt sich über vier Bundesländer.

„Wenn es um Opfer sexueller Gewalt geht, dreht sich meist alles nur um Kinder und Frauen“, so Pump. „Das ist auch richtig. Aber auch Männer können in ihrer Kindheit missbraucht worden sein. Ihnen wollen wir jedenfalls helfen.“ Primär den Erwachsenen will sich die „Schotterblume“ annehmen, für die laut Pump in Deutschland allgemein zu wenig getan wird. Er spricht zudem lieber von Betroffenen, als von Opfern, denn auch die Lebenspartner der in ihrer Kindheit Missbrauchten sind betroffen und müssen unter dem Schmerz ihrer Partner leiden.

„Wir sind keine ausgebildeten Psychologen“, betont Pump. Betroffene sollen zunächst einmal beraten und unterstützt werden. „Wir wollen ihnen zeigen, was sie überhaupt machen können. – Die Schotterblume vermittelt deshalb auch Anwälte, Ärzte und Geistliche und vor allem den Austausch mit anderen Betroffenen. Für die jetzige Aufbauphase des Vereins sucht Pump noch entsprechende Fachkräfte und Sponsoren. Wenn das geschafft ist, sollen regelmäßig Treffen von Selbsthilfegruppen sowie Vorträge und Leistungen stattfinden.