TRAUMADali, Sphärische Galatea Das Trauma wird in Einzelteile zerlegt.
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Seminar-Arbeit von Dagmar Minor |
2. Die Posttraumatische Belastungsstörung
Typische Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung Die dritte Phase der normalen psychischen Verarbeitung - die Erholung - tritt nicht bei jedem von alleine ein. Halten die Beschwerden länger als einen Monat an, sprechen die Psychologen von einer „Posttraumatischen Belastungsstörung“ (PTBS). Betroffene, die ein einschneidendes oder lebensbedrohliches Trauma erlebt haben, leiden dann über längere Zeit an den typischen Symptomen:
Auch im Verhalten wirkt das Trauma nach: Alles, was an das Trauma erinnert, wird vermieden. Nicht nur die Gefühle wie Angst und Hilflosigkeit sind übersteigert, auch körperliche Reaktionen treten auf: Herzrasen, Magen-Darm-Probleme oder Schlafstörungen. Viele sind gereizt, unkonzentriert, jeder zweite ist zusätzlich depressiv und anfällig für Alkohol oder Drogen. Reizüberflutung Körper und Seele kommen nicht zur Ruhe. Ein Grund: Die Sinne sind während des Traumas einer Flut von Reizen ausgesetzt. Die Wahrnehmung verändert sich. Beispielsweise wird das Ereignis wie in Zeitlupe oder in rasendem Tempo erlebt und später erinnert. Die Sinneseindrücke sind so intensiv und so belastend, dass sie nicht vom Gehirn verarbeitet werden können. Die einzelnen Bilder, Töne und Gerüche bleiben als Bruchstücke im Bewusstsein vorhanden, und lösen immer wieder panische Reaktionen aus. Die psychische Bearbeitung der erlebten und wahrgenommenen Eindrücke bleibt sozusagen im Arbeitsspeicher hängen, sie gelangen nicht in die Endablage des Gehirns, wo sie in die bisherigen Erfahrungen und das bestehende Weltbild integriert werden. Typisch für eine posttraumatische Belastungsstörung: Die Gefühle sind auch nach einiger Zeit unverändert stark, das Ereignis ist noch immer lebendig wie damals, es ist noch nicht zur verarbeiteten Erinnerung geworden. Ein besonderer Aspekt einer posttraumatischen Belastungsstörung - die übrigens auch Monate nach dem Ereignis auftreten kann - ist, dass Betroffene häufig nicht eine zusammenhängende Erzählung von dem Ablauf des Ereignisses wiedergeben können, sondern sich nur an Bruchstücke aus Gefühlen und Wahrnehmungen erinnern. Im Extremfall kommt es auch zu Gedächtnisverlusten. |
D.Trauma-TherapieWir Menschen verfügen über effektive Selbstheilungskräfte, um auch nach einem schweren Erlebnis die seelische Balance wiederzuerlangen. Entscheidend für die Erholung: Der Betroffene fühlt sich wieder sicher und fasst erneut Vertrauen zu sich selbst und seiner Zukunft. Bei jedem fünften, der ein Trauma erlebt hat, geschieht dies nicht von allein, dann ist eine Therapie hilfreich. Viele verstehen unter Traumatherapie ausschließlich die „Durcharbeitung“ der einst nicht auszuhaltenden Erfahrungen und glauben, wenn sie nur schnell an den Kern der Sache, die schrecklichen Bilder und Gefühle und die schmerzhaften Erinnerungen herankämen, wenn sie darüber sprechen, vielleicht sogar es hinausschreien und dann weinen – dann wäre es gut. Wer sich mit solchen Erwartungen in Traumatherapie begibt, wundert sich sehr, dass so ganz anders begonnen wird, nämlich mit Stabilisierung, Distanzierung und Ressourcenarbeit.
Das geschieht am besten mit verbalen und nonverbalen Methoden, die schöne, angenehme Bilder schaffen, Ruhe, Frieden und Sicherheit vermitteln, alle Sinnesqualitäten ansprechen und mit angenehmen Bewegungen verbunden sind. |
1. Gestalt-Therapie und Trauma„In der Gestalttherapie analysieren wir nicht, sondern integrieren wir.“ (Fritz Perls, Begründer) Man-made Disaster Die Arbeitsprinzipien der Gestalttherapie eigenen sich sehr gut für die Arbeit mit Überlebenden von Folter und sexualisierter Gewalt als "man-made Disaster", also eine von Menschen gemachte und gewollte physische und psychische Verwundung. Die Traumatisierung durch lang andauernde und besonders grausame, von Menschen ausgeübte Gewalt erschüttert die Grundannahmen über die eigene Person, über andere Menschen und über das Leben an sich. Das hat massive Folgen. Das Vertrauen des Menschen in andere und in sich selbst wird erschüttert. Die Psyche gerät völlig aus den Fugen, die bisher Stabilität im Leben bedeutet haben: das Grundvertrauen in die eigene Lebens- und Beziehungsfähigkeit, das Weltbild, das so viel Sicherheit gab, zählt nicht mehr für die emotionale Stabilität einer Persönlichkeit, einer Seele. Nichts ist mehr sicher. Hier setzt die Methode der Gestalttherapie an. Sie bietet ressourcenorientierte therapeutische Strategien zur konkreten Intervention bei traumatisierten Menschen an. Sie hält klare Konzepte bereit zur Heilung der belastenden Auswirkungen, die das Psychotrauma auf das Selbstbild des Menschen hat und seine Fähigkeit, vertrauensvoll auf andere Menschen zuzugehen. Durch den Einsatz kreativer Methoden (Körperübungen, Imaginationen, Malen und Zeichnen) lässt sie auch den verletzten Körper im therapeutischen Prozess zum Ausdruck kommen. Gestalttherapie heilt durch Würdigung. Eine der wesentlichsten Haltungen der Gestalttherapie ist die Würdigung des Klienten, die eigenen innewohnenden Kräfte zur Lösung eines Lebensproblems wahrzunehmen und schätzen zu lernen. Das Wiedergewinnen dieser inneren Kraft bringt einen Über- lebenden in die Lage, Möglichkeiten zur Konfliktlösung zu spüren, selbst zu entwickeln und anzuwenden. Im Zutrauen zu dieser Fähigkeit kann die Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Umwelt zur Unterstützung für die Neugestaltung des eigenen Lebens werden. Auch destruktive Muster, die das innere Wachstum und die Heilung hemmen, wie Selbstzweifel, Selbsthass, Verachtung können im Rahmen der Gestalttherapie aufgedeckt und unschädlich gemacht werden, so dass die Wirklichkeit als eine Welt erfahren wird, die Leben fördert. |
2. Gestaltarbeit in der Trauma-BeratungWo Worte nicht reichen...Psychotraumatologie ist die Lehre von seelischen Verletzungen, deren Ursachen und Folgen und die Möglichkeiten der Heilung. Bei meiner Arbeit kombiniere ich mein Wissen aus meiner Ausbildung "Fachberaterin für Psychotraumatologie" mit den kreativen Möglichkeiten der Gestalttherapie sowie denen der Imagination und der sanften Körperarbeit (SE) Bei der Traumabearbeitung geht es nicht darum, noch mal freiwillig in die alten Höllenfluten zu springen und all die damaligen schlimmen Gefühle neu zu durchleben, das ist nicht nötig. Es genügt, all das vom Ufer, also aus einer gewissen sicheren Entfernung heraus, zu betrachten. Heilung heißt übrigens nicht, dass es nicht mehr weh tut. Heilung bedeutet, dass die Erinnerungen nicht mehr überfluten, dass der betroffene Mensch an das traumatische Ereignis denken kann, ohne weggeschwemmt zu werden. In der Trauma-Arbeit geht es vielmehr darum, eigene Ressourcen, also Kraftquellen und Möglichkeiten, zu finden und zur Heilung einzusetzen. Es geht darum, wieder handlungsfähig zu werden, selbst zu steuern. Raus aus der alten Ohnmacht! Ich arbeite nach dem sog. Drachenprinzip. Wie bei einem Flugdrachen wird mit 2 Schnüren gesteuert. Einmal ziehen wir an der Schnur „Stabilisierung“ dann wieder an der Schnur „Bearbeitung“ – so gerät der Drache nicht zu sehr ins Torkeln. Wir machen also einen ständigen Wechsel zwischen Traumabearbeitung und dann wieder Stabilisierung und Erholung. Die Menschen, die zu mir kommen, können meist aus verschiedenen Gründen zunächst nicht über die erlittenen Traumata sprechen. Oft sind die Qualen unaussprechbar grauenhaft oder Worte könnten einfach nicht genügen um die verletzten Gefühle auszudrücken. Viele hatten zum Zeitpunkt der Geschehnisse auch noch gar keine Worte, weil sie viel zu klein waren, viele haben die Erinnerungen verdrängt. Durch Medien, wie in der Gestaltarbeit angeboten, kann Zugang zu einem sprachlosen Raum gefunden werden, können alte Erfahrungen berührt werden, alte unabgeschlossene Szenen reaktiviert werden oder ausgeblendete Gefühle sich wieder zeigen, innere Vorgänge eine äußere begreifbare Gestalt bekommen und dann im zweiten oder dritten Schritt darüber gesprochen werden. Kreative Medienarbeit mündet also letztendlich über die verschiedenen nonverbalen Erzählweisen in das Medium Sprache. Natürlich arbeite ich nicht ausschließlich mit Kreativen Medien, aber ich möchte diese Möglichkeit als eine Art Königsweg ins Unterbewusstsein bezeichnen. Ich spüre immer wieder, dass genau der meinen Klienten offensichtlich eben sehr viel leichter fällt, sogar Spaß macht. Kreatives Medium kann nahezu „alles“ sein und somit kann ich den Hilfesuchenden, die zu mir kommen auch ganz viele Angebote machen und für sich das Passende herausfinden lassen. Medien sind nicht aus sich heraus „Übersetzungsmittel“, sondern werden dazu gemacht, indem sie zu einem bestimmen Zweck verwendet werden. Ich unterscheide zwischen:
Welche Wege gibt es für Betroffene, aus einem Trauma heraus zu finden? Gibt es Selbstheilungskräfte? Therapien können im Prinzip nichts anderes als ohnehin vorhandene Selbstheilungskräfte des Körpers aufzugreifen und zu unterstützen. Diese Selbstheilungskräfte sind in speziellen Therapien besonders herausgearbeitet worden. Die Traumatherapie geht generell in drei Stufen vor: In einer ersten Stabilisierungsphase muss der Patient lernen, eindringende Erinnerungsbruchstücke, Unruhe - und Angstzustände selber wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dabei können verschiedene Übungen helfen. Diese sind häufig von Patienten selber erfunden worden oder sie stammen aus bestimmten religiösen Zusammenhängen, zum Beispiel dem Zen-Buddhismus. In einem zweiten Schritt der «Exposition» wird der Betroffene in einem vorsichtigen und geschützten therapeutischen Rahmen an die belastenden Erinnerungsbruchstücke herangeführt, mit dem Ziel, aus ihnen wirkliche Erinnerung werden zu lassen: Erinnerung, die er selber kontrollieren kann. Diese beiden ersten Schritte können sehr kurz sein. In einem dritten Schritt muss sich der Traumatisierte mit den Folgen des Erlebten auseinandersetzen: damit, dass Lebensjahre verloren gegangen sind, Beziehungsmöglichkeiten eventuell nicht mehr zur Verfügung stehen. Sagen zu können «ich bin derjenige, dem das und das passiert ist»: Das setzt einen Trauerprozess in Gang, der über einige Zeit anhalten kann. Dieser Schritt wird üblicherweise «Integration in die Biografie» genannt Welche Besonderheiten weisen die Verfahren zur Behandlung von Traumatisierten im Vergleich zu herkömmlichen Methoden auf? In der Biblischen Mythologie bestand Adams erste und wichtigste Aufgabe darin, den Tieren Namen zu geben. Der Akt der Namensgebung machte ihn zum Herrscher über die Schöpfung. In vielerlei Hinsicht kann man sagen, dass eine Erfahrung nicht wirklich existiert, bevor sie nicht benannt und in umfassendere Kategorien eingeordnet werden kann. In der lebensgefährlichen Situation werden im Gehirn die Sprachzentren ausgeschaltet, die Erinnerung wird dadurch nicht an Sprache gekoppelt, die Betroffenen können nicht zusammenhängend davon berichten. Mit sprachgebundener Therapie erreicht man daher die Erinnerungsbruchstücke nicht, sondern muss auf physiologischen Ebene einen Prozess im Gehirn anstoßen. Eine Mischung der Therapien mit herkömmlichen Methoden, mit Verhaltenstherapie und/oder psychodynamischen Verfahren hat sich als wirksam erwiesen. Methodenmischung ist sehr erstrebenswert, aber auch sehr schwierig. sondern Integration und ein Damit-Leben" Ein TRAUMA ist v e r a r b e i t e t, wenn ... es Dir möglich ist, an das traumatische Ereignis zu denken, auch darüber zu sprechen, ohne von heftigen Gefühlen überschwemmt zu werden. Es ist verarbeitet, wenn... Du Dich wieder Deinem Alltag und Deinen Tätigkeiten widmen kannst und Zukunftsperspektiven hast ! |
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