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TRAUMA


Dali, Sphärische Galatea

Das Trauma wird in Einzelteile zerlegt.
Am Stück ist es nicht auszuhalten !



Seminar-Arbeit von Dagmar Minor

Inhalt:

  1. Was bedeutet Traumatisierung?
    1. Was im Körper passiert
    2. Was im Gehirn passiert
  2. Und was geschieht danach?
  3. Traumafolgestörungen
    1. Daraus resultierende Krankheitsbilder
    2. Die Posttraumatische Belastungsstörung
  4. Trauma-Therapie
    1. Gestalt-Therapie und Trauma
    2. Gestaltarbeit in der Trauma-Beratung



A) Was bedeutet Traumatisierung?


Ein Trauma ist ein Geschehen, das von außen auf den Menschen einwirkt und bei dem bisherige Bewältigungsstrategien, hauptsächlich Flucht oder Kampf, versagen. Zumeist ist dies verbunden mit dem Gefühl von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein. Alle Gefühle werden dabei abgeschaltet, es stellt sich ein Zustand des Eingefrorenseins ein, oft verbunden mit dem Gefühl, neben sich zu stehen oder als würde es gar nicht passieren, als wäre es ein Film. Der Körper ist wie betäubt, empfindungslos.

Dies sind alles Reaktionen, die allein dem Überleben während und nach einem Trauma dienen, ebenso wie die sich oft später einstellenden Symptome. Einige Menschen berichteten später, „ich saß auf dem Schrank und schaute zu“ oder „es war wie im Kino“ oder auch „ich war überhaupt nicht die, der das passierte, es geschah jemand anderem“.
Man unterscheidet dabei zwischen man-made (von Menschen gemachte) und non-man-made (nicht von Menschen gemachte) Trauma ta.
Man-made Trauma ta sind körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt, seelische Gewalt, chronisch schwere Vernachlässigung, Geiselnahme, Raubüberfälle, Entführungen, schwere Verkehrsunfälle, Folter, Krieg.
Non-man-made Trauma ta sind Naturkatastrophen, lebensbedrohliche Erkrankungen (z.B. Krebs, Aids), plötzlicher Kindstod.
Die Auswirkungen sind um so katastrophaler je früher, bezogen auf das Lebensalter, die Trauma tisierungen eingewirkt haben, je länger sie angedauert haben und je dichter die Beziehung zum Täter/Täterin bestand. Das Bundeskriminalamt weist für das Jahr 1999 über 15300 Fälle bekannten sexuellen Missbrauchs von Kindern aus, wobei die eigentliche Dunkelziffer auf mehr als das Zehnfache geschätzt wird. Die Folgen für die Kinder und die Erwachsenen, die ein Trauma erfahren haben, sind verheerend auf allen Bereichen. Ca. 25% der trauma tisierten Menschen können sich an das Trauma später nicht mehr erinnern. Bei 50-80% entwickelt sich ein Krankheitsbild . Man muss selbst nicht das direkte Opfer gewesen sein, auch wenn man ein trauma tisches Geschehen miterlebt hat, zugesehen hat, kann sich die unten aufgeführte Symptomatik entwickeln, in jeweils sehr unterschiedlichen Ausprägungen.
Das Wort "Trauma" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Verletzung":
Ein psychisches Trauma kann demnach als eine seelische Verletzung verstanden werden.



1. Was im Körper passiert


Bei massiver Überreizung des Nervensystems konnte der ursprünglich natürliche Zyklus von Orientierung, Flucht, Kampf und Immobilitäts-Reaktion nicht vollständig durchlaufen werden oder gar nicht erst zustande kommen.
Da Kampf oder Flucht nicht möglich war, hatte der Körper nur noch einen Ausweg- den Totstellreflex, die Erstarrung. In der Erstarrung eingefroren die, zwar mobilisierten aber nicht benötigten Kampf-Flucht-Energien.


Die meisten Therapiemethoden berücksichtigen in der Regel nicht in ausreichender Weise diese während eines bedrohlichen Ereignisses ablaufenden körperlichen Reaktionen
Bei der Aufarbeitung der Folgen von Schock und Trauma muss aber die körperliche Reaktion auf das verursachende Ereignis als eigenes Phänomen verstanden und berücksichtigt werden.
Gelingt es dem Menschen die biologischen Prozesse schrittweise und langsam zu vervollständigen, so kann die Person wieder Zugang finden zu ihren angeborenen, lebenswichtigen Reaktionsmöglichkeiten wie Orientierung, Flucht, Kampf, Verteidigung, und so ihre volle Lebensenergie zurückgewinnen, die zum Zeitpunkt der Überwältigung nicht zur Verfügung stand, bzw. eingefroren ist.
„Ein Trauma ist im Nervensystem gebunden. Es ist somit eine biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine als lebensbedrohlich erfahrene Situation. Das Nervensystem hat dadurch seine volle Flexibilität verloren. Wir müssen ihm deshalb helfen, wieder zu seiner ganzen Spannbreite und Kraft zurückzufinden“.

„Verkörperung“ von Stress- und Traumaerfahrungen
Ein viel diskutiertes Thema bilden die körperlichen Auswirkungen früher Traumata. Neben der Intensität der erfahrenen Schmerzen und der erlebten vitalen Bedrohung dürfte dabei das soziale Umfeld, d.h. das Verhalten wichtiger Bezugspersonen eine zentrale Rolle spielen. Ein Unfalltrauma, eine eingreifende Operation, aggressive Misshandlung oder sexuelle Überwältigung stellen körpernahe und wegen ihrer Gefühlsintensität traumatische Erfahrungen dar, die unterschiedliche Auswirkungen haben. Ihnen gemeinsam ist der posttraumatische Charakter des späteren gestörten Körpererlebens, wo geringe Berührungs- oder Schmerzreize zu Panikreaktionen und Verzweiflungsgefühlen führen, welche aus der Qualität der aktuellen Belastung allein nicht verstehbar werden. Sie verweisen auf körperlich gespeicherte Erfahrungen, die nicht als erzählbare Erinnerung im Gedächtnis haften, weil sie niemals seelisch verarbeitet und als verstehbare Inhalte des eigenen Erlebens ins Gedächtnis aufgenommen wurden.

Welche Folgen können belastende frühere Körpererfahrungen
für Menschen haben?


Die Betroffenen haben meist große Schwierigkeiten, den eigenen Körper zu spüren, seine Signale wahrzunehmen und zu verstehen. Es fällt schwer, ein lebendiges, realitätsgerechtes Körperbild zu errichten. Gefühle mit körperlichen Folgen werden nicht richtig verstanden, z.B. „ich habe Angst und bin deshalb angespannt“, oder: „ich bin körperlich belastet und deshalb müde und erschöpft“. Es entsteht der Eindruck, dass die Betroffenen die Sprache ihres Körpers nicht verstehen, sich ihrem Körper nicht verständlich machen können. Man spricht von einer gestörten körperlichen Selbstwahrnehmung. Der Körper erscheint dann nicht mehr als etwas sicher Gegebenes und Verlässliches, sondern als etwas Unsicheres, auf das man sich nicht verlassen kann. Aber auch die Bedürfnisse des Körpers gibt es nicht mehr: die Betroffenen beachten seine Grenzen oder seine Belastbarkeit nicht mehr oder übertönen sie durch Aktivitäten wie Arbeiten, Essen, Trinken oder Erbrechen. Der Körper wird dann nur noch als Objekt erlebt, als möglicher Peiniger oder Erfüllungsgehilfe von Interessen. Ihm kann man alles zumuten.
So geht auch das Vertrauen in eine harmonische Steuerung der körperlichen Vorgänge verloren: der Körper macht, was er will. Das schwächt das körperliche Selbstvertrauen und den körperliche Selbstwert. Damit können die Betroffenen auch die auf den Körper bezogenen Gefühle wie Verantwortung, Rücksicht, Zuneigung oder Verbundenheit verlieren, die bedeuten würden: wir kennen uns, wir brauchen uns, wir gehören zusammen.

Worauf ist bei der Behandlung zu achten?

Bei dieser Art von Körper-Beschwerden/Somatisierungen geht es nicht in erster Linie um die Bearbeitung eines Konflikts oder einer Störung, sondern um eine verbesserte Wahrnehmung des eigenen Körpers, sozusagen ein Lesen- und Verstehenlernen der eigenen Körpersprache. Denn nur über das Verständnis der eigenen Körperreaktionen ist ein Zugang zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen wie auch für die je eigene lebensgeschichtliche Entwicklung zu gewinnen. Neben Unterstützung und Stärkung des körperlichen und seelischen Selbstwertgefühls steht die Fähigkeit zur Selbstfürsorge im Mittelpunkt der Therapie. In der stationären Behandlung sind die körperorientierten Psychotherapien von zentraler Bedeutung: Deren Bemühen, das Körpererleben zu stärken, um die Patienten darin zu unterstützen, eine Vorstellung vom eigenen Körperbild zu erlangen, die Bedürfnisse und Grenzen des eigenen Körpers zu spüren, mit ihm „vertraut“ zu werden und sich in ihm wohl zu fühlen, hat nicht nur übenden und erklärenden Charakter, sondern vollzieht sich in einer sehr behutsam gestalteten therapeutischen Beziehung.
Auch die Kreativtherapien, Gestalttherapie, Gestaltungstherapie und Musiktherapie sind sehr gut geeignet, den Zugang zur eigenen Emotionalität, die stark mit körperlichen Erfahrungen verwoben ist, zu finden. Sie tragen durch die verschiedenen Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks zur Stabilisierung der Persönlichkeitsstruktur und dem Aufbau der Ich-Grenzen, der Überprüfung der Wahrnehmung der eigenen Umwelt und der Affektdifferenzierung bei.

Hinweisen möchte ich auch auf das besondere Verfahren von Peter Levine.
Somatic Experiencing (siehe unten bei Therapie)




2. Was im Gehirn passiert


Damit ein belastendes Ereignis zu einem Trauma für einen Menschen wird,
muss eine Dynamik in Gang kommen, die sein Gehirn buchstäblich in die Klemme bringt
(Traumatische Zange, aus M. Huber Traumabehandlung)


Eigentlich hat unser Gehirn, genauer unser Stammhirn, uns auch für Situationen ausgerüstet, in denen wir mit allergrößter Bedrohung konfrontiert werden. Denn kaum kommt es zu einer Stressüberflutung, schon reagieren wir – meist vollkommen unbewusst und automatisch – mit einem von zwei Reflexen:
Kampf oder Flucht.
Kann so eine Katastrophe verhindert werden, wird das Ereignis vermutlich als stark belastend, nicht aber als Trauma gespeichert werden.
Wenn aber weder Kampf noch Flucht möglich ist, dann bleibt dem Gehirn nichts anderes übrig, um der äußersten Bedrohung, nämlich der Auflösung des Selbst zu entkommen, als Totstellen oder Einfrieren.
Dann kommt noch der Mechanismus des Fragmentierens dazu. Die traumatische Erfahrung wird zersplittert und diese Splitter werden so weggedrückt, dass das Ereignis zunächst nicht mehr ohne weiteres zusammenhängend wahrgenommen und erinnert werden kann.

Erinnerungen zu einem Ereignis können in unserem Gehirn nur dann abgespeichert werden, wenn alles, was zusammengehört, auch zusammen ist.
Etwa wie ein Puzzle, das vollständig zusammengesetzt ist. Wenn die einzelnen Puzzlesteine aber mal hier mal dort herumfliegen, kann keine Speicherung erfolgen.

(aus Reddemann „Trauma“)


Die Amygdala – Feuermelder im Gehirn

Sie hat die Aufgabe einer sehr empfindlichen Alarmanlage. Alles, was unsere Augen, Ohren und die anderen Sinne aufnehmen und an die Wahrnehmungsareale des Gehirns weiterleiten, geht von dort sofort zur Amygdala und wird von ihr streng geprüft: Nähert sich Unheil, oder auch nur scheinbar, wird die Abwehr mobilisiert, noch bevor wir wissen, was über uns gekommen ist. Wir geraten in Erregung, springen zurück oder schlagen blitzschnell zu, wenn das die erfolgversprechende Reaktion sein sollte. Die Amygdala beschränkt sich aber nicht aufs Fürchten und Gruseln.
Denn anders als bei Tieren ist sie beim Menschen mit fast allen Gehirnregionen verbunden, auch den hoch entwickelten in der Großhirnrinde. So scheint die Amygdala für das Gedächtnis wie die Eingänge sortierende Bibliothekarin zu arbeiten: Welche Information es bis in den Langzeitspeicher schafft, hängt davon ab, welchen emotionalen Wert ihr die Amygdala verpasst.
Bei Traumatischen Erlebnissen schlägt die Amygdala Alarm, greift sie aus der normalen Verarbeitung heraus und blockiert die Weiterleitung zum Sprachzentrum und zu weiterverarbeitenden Hirnregionen...
Die Inhalte werden fragmentiert und sind leicht triggerbar.



B) Und was geschieht danach?


1. Der natürliche Traumaverlauf
Ereignisse geschehen, die vergisst man nie: wunderschöne, aber auch unsagbar schreckliche Erlebnisse schreiben sich unlöschbar ins Gedächtnis ein. Verheerende Zerstörung, Gewaltverbrechen, Trauer und Verlust - das sind extreme Erlebnisse, die nahezu jeden in tiefe Verzweiflung stürzen können. Auch ein schlimmer Unfall, Naturkatastrophen, gesundheitliche Schocks, Folter und Missbrauch hinterlassen brennende Narben auf der Seele.

Die psychische Verarbeitung eines solch einschneidenden Erlebnisses - eines Traumas - verläuft in drei Phasen:
  • Schockreaktion
  • Einwirkphase
  • Erholungsphase
Bei den meisten tritt nach einschneidenden Erlebnissen zuerst einmal ein schockartiger Zustand auf. Sie sind traurig, wütend, fühlen sich wie betäubt oder sind nervös, können sich kaum konzentrieren. Der Schockzustand kann sehr kurz sein, er kann aber auch etliche Tage dauern. Die Ereignisse sind so außergewöhnlich, dass sie nicht ohne weiteres vergessen werden und sich nicht in das bestehenden Welt- und Selbstbild einfügen lassen.
Das Selbst ringt um Balance, für den Betroffenen gilt es, damit „fertig zu werden“ und zum „normalen" Leben zurückzukehren.
In der Einwirkphase haben viele das Gefühl, dass ständig Gefahr droht. Sie haben beispielsweise übersteigerte Angst, das Ereignis könnte sich wiederholen. Immer wieder drängen sie machtvoll ins Bewusstsein: die Bilder des Geschehens; so genannte Flashbacks überlagern die aktuelle Wahrnehmung.
Oft genügt ein Geruch oder nur ein Gedanke daran und der Körper erzittert. Das sind heftige, aber natürliche Reaktionen auf die extreme Belastung, um das seelische Gleichgewicht wiederherzustellen - daher nennen Psychologen dieses Phänomen „Akute Posttraumatische Belastungsreaktion“.
Die Erholungsphase.
Nach ca. 14 Tagen, manchmal erst nach 4 Wochen, beginnen sich einige Betroffene vom Trauma zu erholen. Wenn alles gut geht, sinkt jetzt auch die Dauererregung ab. Nicht jeder Gedanke an das Geschehen löst jetzt wieder den vollen Schrecken aus. Das Interesse am normalen Leben, an anderen Menschen kehrt wieder. Es gibt wieder eine Zukunft.
Noch immer ist das traumatische Erlebnis von zentraler Bedeutung und es kann noch lange dauern, bis die Welt und das Selbstbild wieder gerade gerückt ist

Was aber wenn die Erholungsphase ausbleibt?



C) Traumafolgestörungen


Wenn normale Traumaverarbeitung nicht gelingt, treten Folgen für Körper und Seele auf
Die Auswirkungen von Traumata können sich auf allen Ebenen beim Menschen niederschlagen, teilweise in sehr unterschiedlicher Art. Eine Rolle spielt, welche Form von Gewalt vorgeherrscht hat, welches Alter, welches Geschlecht das Opfer hat, ob Verletzungen und Drohungen stattfanden.
Die Folgen nach einem Trauma sind verheerend und katastrophal auf allen Ebenen. Die Strategien, Symptome, Verhaltensweisen, die nach einem Trauma entwickelt und angewendet werden, dienen allein dem Überleben. Nicht bei allen Menschen, die ein Trauma erlitten haben, stellen sich die unten aufgeführten Beschwerden ein.

Mögliche Folgen nach einem Trauma können sein:
  • seelisch
    Dauerhafter Übererregungszustand (Hyper-Arousal), starkes Empfinden von Scham, Schuld, innerer Wertlosigkeit, Gefühl der Leere und Hoffnungslosigkeit, chronisches Gefühl von Bedrohtsein, unkontrollierbare Gefühlsausbrüche, das Gefühl, neben sich zu stehen oder alles wie in einem Film wahrzunehmen; Amnesien (Gedächtnisverluste), Verlust des Selbstvertrauens; Gefühl, von niemandem verstanden zu werden; Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, starke Gefühlsschwankungen, Depressionen, Ängste, Panik, Schlafstörungen, Alpträume, Selbstverletzungen, chronische Selbstmordgedanken.
  • körperlich
    Ekel vor dem eigenen Körper, zerstörtes Körperbild, Empfindungsstörung auf der Hautebene, intime Nähe zu anderen wird als bedrohlich erlebt, der Körper drückt die Gefühle aus in Form von Symptomen (Körpererinnerungen; der Körper erinnert sich, muskuläre Verspannungen, Schmerzen im gesamten Körperbereich, körperliche Verletzungen, häufige Operationen, chronischer posttraumatischer Distress).
  • geistig
    Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Lernstörungen, vermindertes Interesse in Form von flüchtigen Aktivitäten, Verlust von früheren Überzeugungen. Pseudohalluzinationen, innere Stimmen, plötzlich einschießende Bilder und Filme, die mit dem Trauma verknüpft sind (Intrusionen, Flash-backs), oft ist der Gedächtnis-Zugang zu normalen Ereignissen in der Biographie nicht möglich. Zeitverluste im Alltag.
  • Beziehungen/Verhalten
    Die Unfähigkeit, anderen Menschen wieder vertrauen zu können; Angst, wieder zum Opfer zu werden, andere Menschen zum Opfer zu machen; kein Durchhaltevermögen bei der Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Beziehungen und von Beziehungen am Arbeitsplatz, impulsive Verhaltensmuster, beeinträchtigte Sexualität.
  • hormonell/neuroanatomisch
    Die Gehirnaktivität ist permanent auf Alarm geschaltet, Reize von außen werden als traumatisch wahrgenommen und werden deswegen gemieden oder es wird mit sofortiger Angst oder Panik reagiert. Veränderungen bei in verschiedenen physiologischen Funktionen, z.B. im Bereich von Hormonen und Neurotransmittern.




1. Daraus resultierende Krankheitsbilder


Dissoziative Identitätsstörungen resultieren vor allem aus schweren, bereits frühkindlich begonnenen Traumatisierungen. Posttraumatische Belastungsstörungen können auch im späteren Lebensalter Folge von schweren Traumatisierungen sein. Auch an der Entstehung von Persönlichkeitsstörungen, insbesondere Borderline-Persönlichkeitsstörungen, können traumatische Schädigungen beteiligt sein und mit anderen Symptombildungen einhergehen wie Depressionen, Angststörungen, Phobien, Eßstörungen, Selbstverletzendes Verhalten, Tics, Somatisierungsstörungen, dissoziative Störungen, Schmerzsyndrome, Süchte.

Mögliche Folgeerscheinungen:

Abhängigkeits-ErkrankungenADS
Angst-Störungen Asthma
Autismus Selbstverletzendes Verhalten
Beziehungs-Störungen Delinquenz
Depressionen narzisstische Persönlichkeitsstörung
Borderline Störungdissoziative Persönlichkeitsstörungen
Epilepsie Ess-Störungen
Gewalttätigkeit Lähmungen
Migräne Ohnmachtsanfälle
Phobien Promiskuität
Prostitution psychogene Amnesien
psychosomatische Blutungen Sadomasochismus
Schlaf - Störungen Sexual-Störungen
Sexualisieren sexuell aggressives Verhalten
Sprach – Störungen Störungen im Hygiene - Verhalten
Suizidialität Zwänge
Hospitalismus



2. Die Posttraumatische Belastungsstörung

  • ist richtiger ausgedrückt eine Stress-Verarbeitungsstörung
  • ist das Ergebnis der Tatsache, dass die Zeit nicht imstande ist, alle Wunden zu heilen!
Die Entwicklung der Diagnose PTBS hat ein Rahmenkonzept für das Verständnis hervorgerufen, auf welche Weise die Physiologie des Menschen, sein Weltbild und seine Persönlichkeit unlösbar mit seinen Erfahrungen verbunden ist und durch sie geformt wird. Die Diagnose PTBS hat die Auffassung wieder eingeführt, dass viele „neurotische“ Symptome nicht das Ergebnis einiger mysteriöser, beinahe unerklärlicher, genetisch fundierter Irrationalitäten sind, sondern das Ergebnis der Unfähigkeit des Menschen, reale Erfahrungen bewältigen zu können, die ihre Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen.

Typische Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung
Die dritte Phase der normalen psychischen Verarbeitung - die Erholung - tritt nicht bei jedem von alleine ein. Halten die Beschwerden länger als einen Monat an, sprechen die Psychologen von einer „Posttraumatischen Belastungsstörung“ (PTBS). Betroffene, die ein einschneidendes oder lebensbedrohliches Trauma erlebt haben, leiden dann über längere Zeit an den typischen Symptomen:
  • heftige Erinnerungsschübe
  • gesteigerte Angst
  • Vermeidung
  • Überregung der Sinne und des Körpers
Die Erinnerungsschübe treten in Form von Bildern, Gedanken oder heftigen Gefühlen an das Ereignis auf. Die Erinnerungen und Wahrnehmungen „dringen ein“, ohne dass der Traumatisierte sie kontrollieren kann und können die aktuelle Wahrnehmung überlagern. Da die Erinnerungsfetzen „eindringen“, sprechen Psychologen von „Intrusionen“. Dazu gehören Flashbacks, Nachhallerinnerungen, die das längst Vergangene erneut lebendig und bedrohlich werden lassen. Die Intrusionen können auch in Form wiederkehrender Alpträume auftreten.

Auch im Verhalten wirkt das Trauma nach: Alles, was an das Trauma erinnert, wird vermieden. Nicht nur die Gefühle wie Angst und Hilflosigkeit sind übersteigert, auch körperliche Reaktionen treten auf: Herzrasen, Magen-Darm-Probleme oder Schlafstörungen. Viele sind gereizt, unkonzentriert, jeder zweite ist zusätzlich depressiv und anfällig für Alkohol oder Drogen.

Reizüberflutung
Körper und Seele kommen nicht zur Ruhe. Ein Grund: Die Sinne sind während des Traumas einer Flut von Reizen ausgesetzt. Die Wahrnehmung verändert sich. Beispielsweise wird das Ereignis wie in Zeitlupe oder in rasendem Tempo erlebt und später erinnert.

Die Sinneseindrücke sind so intensiv und so belastend, dass sie nicht vom Gehirn verarbeitet werden können. Die einzelnen Bilder, Töne und Gerüche bleiben als Bruchstücke im Bewusstsein vorhanden, und lösen immer wieder panische Reaktionen aus. Die psychische Bearbeitung der erlebten und wahrgenommenen Eindrücke bleibt sozusagen im Arbeitsspeicher hängen, sie gelangen nicht in die Endablage des Gehirns, wo sie in die bisherigen Erfahrungen und das bestehende Weltbild integriert werden.

Typisch für eine posttraumatische Belastungsstörung: Die Gefühle sind auch nach einiger Zeit unverändert stark, das Ereignis ist noch immer lebendig wie damals, es ist noch nicht zur verarbeiteten Erinnerung geworden.
Ein besonderer Aspekt einer posttraumatischen Belastungsstörung - die übrigens auch Monate nach dem Ereignis auftreten kann - ist, dass Betroffene häufig nicht eine zusammenhängende Erzählung von dem Ablauf des Ereignisses wiedergeben können, sondern sich nur an Bruchstücke aus Gefühlen und Wahrnehmungen erinnern. Im Extremfall kommt es auch zu Gedächtnisverlusten.



D.Trauma-Therapie


Wir Menschen verfügen über effektive Selbstheilungskräfte, um auch nach einem schweren Erlebnis die seelische Balance wiederzuerlangen. Entscheidend für die Erholung: Der Betroffene fühlt sich wieder sicher und fasst erneut Vertrauen zu sich selbst und seiner Zukunft. Bei jedem fünften, der ein Trauma erlebt hat, geschieht dies nicht von allein, dann ist eine Therapie hilfreich.
Viele verstehen unter Traumatherapie ausschließlich die „Durcharbeitung“ der einst nicht auszuhaltenden Erfahrungen und glauben, wenn sie nur schnell an den Kern der Sache, die schrecklichen Bilder und Gefühle und die schmerzhaften Erinnerungen herankämen, wenn sie darüber sprechen, vielleicht sogar es hinausschreien und dann weinen – dann wäre es gut.
Wer sich mit solchen Erwartungen in Traumatherapie begibt, wundert sich sehr, dass so ganz anders begonnen wird, nämlich mit Stabilisierung, Distanzierung und Ressourcenarbeit.

Das Trauma durcharbeiten heißt:
  • Gedanklich erfassen
  • Begreifen
  • Trauern
  • Verabschieden
Für die Arbeit mit dem Trauma muss nämlich zunächst einmal ein sicherer Boden unter den Füßen geschaffen werden.
Das geschieht am besten mit verbalen und nonverbalen Methoden, die schöne, angenehme Bilder schaffen, Ruhe, Frieden und Sicherheit vermitteln, alle Sinnesqualitäten ansprechen und mit angenehmen Bewegungen verbunden sind.



1. Gestalt-Therapie und Trauma


„In der Gestalttherapie analysieren wir nicht, sondern integrieren wir.“
(Fritz Perls, Begründer)
Man-made Disaster
Die Arbeitsprinzipien der Gestalttherapie eigenen sich sehr gut für die Arbeit mit Überlebenden von Folter und sexualisierter Gewalt als "man-made Disaster", also eine von Menschen gemachte und gewollte physische und psychische Verwundung.

Die Traumatisierung durch lang andauernde und besonders grausame, von Menschen ausgeübte Gewalt erschüttert die Grundannahmen über die eigene Person, über andere Menschen und über das Leben an sich. Das hat massive Folgen. Das Vertrauen des Menschen in andere und in sich selbst wird erschüttert. Die Psyche gerät völlig aus den Fugen, die bisher Stabilität im Leben bedeutet haben: das Grundvertrauen in die eigene Lebens- und Beziehungsfähigkeit, das Weltbild, das so viel Sicherheit gab, zählt nicht mehr für die emotionale Stabilität einer Persönlichkeit, einer Seele. Nichts ist mehr sicher.

Hier setzt die Methode der Gestalttherapie an. Sie bietet ressourcenorientierte therapeutische Strategien zur konkreten Intervention bei traumatisierten Menschen an. Sie hält klare Konzepte bereit zur Heilung der belastenden Auswirkungen, die das Psychotrauma auf das Selbstbild des Menschen hat und seine Fähigkeit, vertrauensvoll auf andere Menschen zuzugehen. Durch den Einsatz kreativer Methoden (Körperübungen, Imaginationen, Malen und Zeichnen) lässt sie auch den verletzten Körper im therapeutischen Prozess zum Ausdruck kommen.
Gestalttherapie heilt durch Würdigung.
Eine der wesentlichsten Haltungen der Gestalttherapie ist die Würdigung des Klienten, die eigenen innewohnenden Kräfte zur Lösung eines Lebensproblems wahrzunehmen und schätzen zu lernen. Das Wiedergewinnen dieser inneren Kraft bringt einen Über- lebenden in die Lage, Möglichkeiten zur Konfliktlösung zu spüren, selbst zu entwickeln und anzuwenden. Im Zutrauen zu dieser Fähigkeit kann die Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Umwelt zur Unterstützung für die Neugestaltung des eigenen Lebens werden.

Auch destruktive Muster, die das innere Wachstum und die Heilung hemmen, wie Selbstzweifel, Selbsthass, Verachtung können im Rahmen der Gestalttherapie aufgedeckt und unschädlich gemacht werden, so dass die Wirklichkeit als eine Welt erfahren wird, die Leben fördert.



2. Gestaltarbeit in der Trauma-Beratung

Wo Worte nicht reichen...

Psychotraumatologie ist die Lehre von seelischen Verletzungen, deren Ursachen und Folgen und die Möglichkeiten der Heilung.

Bei meiner Arbeit kombiniere ich mein Wissen aus meiner Ausbildung "Fachberaterin für Psychotraumatologie" mit den kreativen Möglichkeiten der Gestalttherapie sowie denen der Imagination und der sanften Körperarbeit (SE)
Bei der Traumabearbeitung geht es nicht darum, noch mal freiwillig in die alten Höllenfluten zu springen und all die damaligen schlimmen Gefühle neu zu durchleben, das ist nicht nötig.
Es genügt, all das vom Ufer, also aus einer gewissen sicheren Entfernung heraus, zu betrachten.

Heilung heißt übrigens nicht, dass es nicht mehr weh tut. Heilung bedeutet, dass die Erinnerungen nicht mehr überfluten, dass der betroffene Mensch an das traumatische Ereignis denken kann, ohne weggeschwemmt zu werden.
In der Trauma-Arbeit geht es vielmehr darum, eigene Ressourcen, also Kraftquellen und Möglichkeiten, zu finden und zur Heilung einzusetzen. Es geht darum, wieder handlungsfähig zu werden, selbst zu steuern. Raus aus der alten Ohnmacht!

Ich arbeite nach dem sog. Drachenprinzip.
Wie bei einem Flugdrachen wird mit 2 Schnüren gesteuert. Einmal ziehen wir an der Schnur „Stabilisierung“ dann wieder an der Schnur „Bearbeitung“ – so gerät der Drache nicht zu sehr ins Torkeln.
Wir machen also einen ständigen Wechsel zwischen Traumabearbeitung und dann wieder Stabilisierung und Erholung.

Die Menschen, die zu mir kommen, können meist aus verschiedenen Gründen zunächst nicht über die erlittenen Traumata sprechen.
Oft sind die Qualen unaussprechbar grauenhaft oder Worte könnten einfach nicht genügen um die verletzten Gefühle auszudrücken.
Viele hatten zum Zeitpunkt der Geschehnisse auch noch gar keine Worte, weil sie viel zu klein waren, viele haben die Erinnerungen verdrängt. Durch Medien, wie in der Gestaltarbeit angeboten, kann Zugang zu einem sprachlosen Raum gefunden werden, können alte Erfahrungen berührt werden, alte unabgeschlossene Szenen reaktiviert werden oder ausgeblendete Gefühle sich wieder zeigen, innere Vorgänge eine äußere begreifbare Gestalt bekommen und dann im zweiten oder dritten Schritt darüber gesprochen werden.

Kreative Medienarbeit mündet also letztendlich über die verschiedenen nonverbalen Erzählweisen in das Medium Sprache.
Natürlich arbeite ich nicht ausschließlich mit Kreativen Medien, aber ich möchte diese Möglichkeit als eine Art Königsweg ins Unterbewusstsein bezeichnen. Ich spüre immer wieder, dass genau der meinen Klienten offensichtlich eben sehr viel leichter fällt, sogar Spaß macht.

Die Höllenfluten waren brodelnd und giftig genug, der Weg ans sichere Land darf ruhig auch mit Freude und Faszination umrandet sein.

Kreatives Medium kann nahezu „alles“ sein und somit kann ich den Hilfesuchenden, die zu mir kommen auch ganz viele Angebote machen und für sich das Passende herausfinden lassen.
Medien sind nicht aus sich heraus „Übersetzungsmittel“, sondern werden dazu gemacht, indem sie zu einem bestimmen Zweck verwendet werden.

Ich unterscheide zwischen:
  • Technischen Medien: Video, Kassettenrekorder, Fotoapparat, PC usw.
  • Handlungsmedien: Texte, Bewegung, Skulpturen, Rollenspiele, Pantomime, Puppen- oder Maskenspiele, Phantasiereisen, Musizieren
  • Materialmedien: Farbe, Papier, Collagen, Fotos, Karten, Bausteine usw.
  • Personalem Medium: darunter verstehen wir die Persönlichkeit des Beraters/in mit seinem/ihren gesamten Wissen, seinen Ausdrucks- und Beziehungsmöglichkeiten

Welche Wege gibt es für Betroffene, aus einem Trauma heraus zu finden?
Gibt es Selbstheilungskräfte?

Therapien können im Prinzip nichts anderes als ohnehin vorhandene Selbstheilungskräfte des Körpers aufzugreifen und zu unterstützen. Diese Selbstheilungskräfte sind in speziellen Therapien besonders herausgearbeitet worden. Die Traumatherapie geht generell in drei Stufen vor:
In einer ersten Stabilisierungsphase muss der Patient lernen, eindringende Erinnerungsbruchstücke, Unruhe - und Angstzustände selber wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dabei können verschiedene Übungen helfen. Diese sind häufig von Patienten selber erfunden worden oder sie stammen aus bestimmten religiösen Zusammenhängen, zum Beispiel dem Zen-Buddhismus.
In einem zweiten Schritt der «Exposition» wird der Betroffene in einem vorsichtigen und geschützten therapeutischen Rahmen an die belastenden Erinnerungsbruchstücke herangeführt, mit dem Ziel, aus ihnen wirkliche Erinnerung werden zu lassen: Erinnerung, die er selber kontrollieren kann. Diese beiden ersten Schritte können sehr kurz sein.
In einem dritten Schritt muss sich der Traumatisierte mit den Folgen des Erlebten auseinandersetzen: damit, dass Lebensjahre verloren gegangen sind, Beziehungsmöglichkeiten eventuell nicht mehr zur Verfügung stehen. Sagen zu können «ich bin derjenige, dem das und das passiert ist»: Das setzt einen Trauerprozess in Gang, der über einige Zeit anhalten kann. Dieser Schritt wird üblicherweise «Integration in die Biografie» genannt

Welche Besonderheiten weisen die Verfahren zur Behandlung von Traumatisierten im Vergleich zu herkömmlichen Methoden auf?

In der Biblischen Mythologie bestand Adams erste und wichtigste Aufgabe darin, den Tieren Namen zu geben. Der Akt der Namensgebung machte ihn zum Herrscher über die Schöpfung.
In vielerlei Hinsicht kann man sagen, dass eine Erfahrung nicht wirklich existiert, bevor sie nicht benannt und in umfassendere Kategorien eingeordnet werden kann.
In der lebensgefährlichen Situation werden im Gehirn die Sprachzentren ausgeschaltet, die Erinnerung wird dadurch nicht an Sprache gekoppelt, die Betroffenen können nicht zusammenhängend davon berichten. Mit sprachgebundener Therapie erreicht man daher die Erinnerungsbruchstücke nicht, sondern muss auf physiologischen Ebene einen Prozess im Gehirn anstoßen. Eine Mischung der Therapien mit herkömmlichen Methoden, mit Verhaltenstherapie und/oder psychodynamischen Verfahren hat sich als wirksam erwiesen. Methodenmischung ist sehr erstrebenswert, aber auch sehr schwierig.

"Heilung bedeutet nie Löschung,
sondern Integration und ein Damit-Leben"




Ein TRAUMA ist v e r a r b e i t e t,
wenn ...

es Dir möglich ist,
an das traumatische Ereignis zu denken,
auch darüber zu sprechen,
ohne von heftigen Gefühlen
überschwemmt zu werden.

Es ist verarbeitet,
wenn...
Du Dich wieder Deinem Alltag
und Deinen Tätigkeiten widmen kannst
und Zukunftsperspektiven hast !



© Schotterblume e.V.