Muss ich reden, damit Therapie funktioniert?



Frage:


Seit fast zwei Jahren gehe ich regelmäßig an zwei Tagen zum Therapeuten. Leider weiß ich im Moment nicht weiter, ich schaffe es einfach nicht mich zu öffnen. Die meisten Stunden gehen schweigend zu neige. Keiner sagt ein Wort am Anfang war ich so verkrampft das ich mich hinterher übergeben habe. Das hat sich zwar gebessert aber reden kann ich immer noch nicht.
Warum?
Keine Ahnung mein Therapeut sagt immer er kann mir nur helfen wenn ich rede, das weiß ich. Ein wenig habe ich auch schon geredet nur leider fehlen mir die Gefühle dabei ich kann diese nicht ergreifen - begreifen. Ich kann nicht weinen und keine Gefühle zum Ausdruck bringen klar dass das reden somit schwer fällt, denn wie soll ich etwas erzählen was ich nicht fühle???
Er will das nicht verstehen. Und jetzt hat mein Therapeut Schluss gemacht. Er setzt mir noch eine Frist von 6 Stunden und möchte eine Pause machen. Also wie schaffe ich es zu reden?
Ich muss reden denn sonst weiß ich nicht mehr was ich tun soll.
Habt Ihr eine Lösung für mich?

MFG

Nicole

Meine Antwort:


Liebe Nicole,

das Verhalten bzw. die "Therapie-Methoden" Ihres Therapeuten, vermutlich Analytiker oder Verhaltenstherapeut, mag ich hier nicht werten, aber belastende und bedrückende "Schweigestunden", Fristsetzungen und dergleichen sollten Sie sich selbst nicht länger antun. Ich vermute mal, Druck hatten Sie schon genug in ihrer Kindheit, das muss nicht in der Therapie auch noch sein.

Vielleicht beenden Sie diese Therapie von sich aus und suchen Sie sich eine Therapeutin oder eine Therapeuten, der Integrative Traumatherapie anbietet und der weiß, dass es für manche Dinge eben zunächst keine Worte gibt und der auch weiß, dass traumatische Erlebnisse das Sprachzentrum im Gehirn blockieren können.
Suchen Sie sich einen Therapeuten, mit dem Sie voller Neugier, Leichtigkeit und Kreativität ihr Trauma behutsam auflösen können. Es gibt so viel mehr Möglichkeiten als Reden...

Heilung darf nämlich auch Spaß machen!

Es gibt Therapieformen, auch neben oder kombiniert mit der Integrative Traumatherapie, die Ihren Vorstellungen sicherlich wirklich entgegenkommen und die Sie ohne Kloß im Hals zu dem Sitzungen gehen lässt.
Für besonders geeignet halte ich persönlich die Gestalt-Therapie.
Die traumatisierten Menschen können meist aus verschiedenen Gründen zunächst nicht über die erlittenen Traumata sprechen. Oft sind die Qualen unaussprechbar grauenhaft oder Worte könnten einfach nicht genügen um die verletzten Gefühle auszudrücken.
Viele hatten zum Zeitpunkt der Geschehnisse auch noch gar keine Worte, weil sie viel zu klein waren, viele haben die Erinnerungen verdrängt.
Durch Medien, wie in der Gestalt-Therapie angeboten, kann Zugang zu einem sprachlosen Raum gefunden werden, können alte Erfahrungen berührt werden, alte unabgeschlossene Szenen reaktiviert werden oder ausgeblendete Gefühle sich wieder zeigen, innere Vorgänge eine äußere begreifbare Gestalt bekommen und dann im zweiten oder dritten Schritt darüber gesprochen werden.

Viel Kraft für die Entscheidung wünscht

Dagmar Minor von Schotterblume
Gestalt-Therapeutin


© Schotterblume e.V.