Frage:Hallo Peter!Meine fast 16jährige Freundin schneidet sich seit ca 1,5 Jahren und hat im Mai einen Suizidversuch unternommen. Der Vater hat irgendwie etwas gegen eine Einweisung in die Klinik (bei jeder findet er ein Haar in der Suppe) und die Stiefmutter hat kein Sorgerecht, da sie meine Freundin nicht adoptiert hat. Die Gefahr des weiteren Schneidens oder eines erneuten S-versuches ist nicht ausgeschlossen. Das Jugendamt soll nicht eingeschaltet werden. Gibt es trotzdem die Möglichkeit einer Einweisung bei Minderjährigen? (Meine Freundin ist auch in jugendpsychiatrischer Behandlung). Und muß die Klinik unbedingt in Wohnortnähe sein? Vielen Dank für Deine Antwort. Meine Antwort:Erstmal Hallo ...(leider ohne Namen) ,selbstverletzendes Verhalten ist bei Überlebenden leider auch ein Thema, mit dem sich betroffene (auch Freunde, Geschwister, etc.) meistens nicht gerne beschäftigen. Wir sind dann meist fassungslos, können das nicht nachvollziehen, bzw. wissen nicht, wie wir diesen Menschen helfen sollen ... Eine Begründung für eine Einweisung in eine Psychiatrische Klinik ( hier Jugendpsychiatrische Klinik ) kann durch einen Arzt erfolgen, besonders wenn es zum Schutz des Patienten nötig ist (Gefahr des Suizid). Da deine Freundin bereits in jugendpsychiatrischer Behandlung ist, sollte sie diese Problematik dort ansprechen und entsprechende Hilfestellungen erwarten. Auch ihr Vater kann dann nichts gegen eine Einweisung unternehmen (z.B. Herunterspielen der Thematik - es ist ja schon genug geschehen!), es geht schließlich um den Schutz deiner Freundin, evtl. auch vor ihrem Vater, ob er das will oder nicht. Sie ist diejenige, um die es sich hier handelt, nicht ihr Vater! Und genau dieses wird man ihm dort auch sagen. Dieses ist rechtlich bestimmt sicher, auch wenn ich für rechtliche Angelegenheiten kein Fachmann bin. Ein möglicher Gerichtsbeschluß mit einem Einweisungsbescheid in eine stationäre Behandlung zum Schutz deiner Freundin vor sich selbst (beim dem der Vater außen vor ist), wäre in einer akuten Notsituation bzw. (lebensbedrohliche Krise) möglich. Im Notfall wird sie auch ohne Einweisung / Beschluß in der Psychiatrie aufgenommen. Dabei kann die Klinik allerdings kaum ausgewählt werden, weil es sich um eine akute Notsituation zum Schutze des Lebens handelt. Es sollte allerdings so sein, daß deine Freundin selbst entscheidet, was geschieht, bzw. sich beraten lassen! -Hat sie Angst vor ihren Therapeuten? Kann /will sie darüber nicht reden? Um wie hier eine Klinik auszuwählen, die nicht nahe dem Elternhaus liegt, sollte sie sich an ihre behandelnden Therapeuten, oder sich den therapieverordnenden Arzt wenden. Wenn deine Freundin dort selbst vorspricht, ihre Lage schildern kann, wird der Arzt sie beraten, ggf. mit ihr eine entsprechende Klinik auswählen, sich mit ihr diesbezüglich dort vorerkundigen und das nötige in die Wege leiten. Dann hat ihr Vater sicherlich kaum eine Handhabe, etwas dagegen zu unternehmen. Meine Frage wäre, warum soll das Jugendamt nicht eingeschaltet werden ? Die Mitarbeiter eines Jugendamtes unterliegen gleichfalls der Schweigepflicht, und werden dementsprechend zum Schutz deiner Freundin tätig, wenn es sein soll auch nur in Absprache mit deiner Freundin. Ggf. kann so auch eine andere Lösung, z.B. beträutes Wohnen in dafür vorgesehenen Wohngruppen mit therapeutischen Angeboten oder dergleichen kann evtl. als angenehmere Lösung in Betracht kommen, gegenüber einem stationären Psychiatrieaufenthalt. Dabei wird sie gleichfalls vor ihrem Vater geschützt. Ich bitte dich darüber mit deiner Freundin zu sprechen, sie ggf. zu begleiten, ihr jedoch die Handhabe zu lassen, zu entscheiden, was für sie das Beste sei, bzw. sie zu bitten, dieses zum Thema in ihrer Therapie zumachen. Ich halte es für ganz wichtig, deine Freundin darin zu stärken, nicht über sie hinwegzubestimmen, - außer sie befindet sich in einer lebensbedrohlichen Situation, in der sie geschützt werden muß. Therapie kann nur wirken, wenn die betroffene Person auch therapeutische Hilfe annehmen will. Diese kann leider manchmal einige Zeit dauern. Viele Grüßen unbekannter -namenloser- Weise an dich und auch an deine Frendin Peter |
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