Frage:Ein Bekannter von mir wurde in seiner Kindheit von seinen Eltern sexuell missbraucht. Durch eine Fernsehsendung (Andreas Türck 27.07.01) habe ich erfahren dass der Partner helfen kann das erfahrene zu verarbeiten und eine Therapie nicht unbedingt erfoderlich ist. Ich würde nun gerne wissen wie man meinen Bekannten helfen kann da er zu einer Therapie nicht bereit ist.Antwort:Die von Ihnen angesprochene Fernsehsendung habe ich nicht gesehen (-habe seit Jahren keinen TV mehr), kann leider dazu nicht viel sagen.Meines Erachtens ist es schwierig für eine Partnerschaft, die "einzige Heilende Instanz" zu sein, Unterstützung von außen halte ich für sehr wichtig, dies muß nicht immer eine Therapie sein. Partnerschaften können an dem Heilungsprozess wachsen, aber auch zerbrechen, es ist eine Frage, wie weit dieses zusammen Lebenlernen geht, bzw. ob man sich in einer Partnerschaft -ohne daran zu zerbrechen- die nötige Unterstützung und Förderung geben kann. Ab wann eine Therapie für einen Überlebenden nötig, bzw. dringend nötig ist, muß im Einzelfall entschieden werden. Es ist eine Frage, wie weit ein Überlebender durch den sexuellen Misbrauch in seiner Persönlichkeit, in zwischenmenschlichen Kontakten, im Umgang mit sich leidet, ... bzw. dieses als wesentliche Einschränkung für sich empfindet. Für eine Therapie entscheidend ist eine objektive und subjektive Behandlungsbedürftigkeit, die von einem Arzt, bzw. Psychologen oder Psychiater festgestellt werden muß, damit auch eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen möglich wird. Allerdings kann diese Behandlungsbedürftigkeit vom Überlebenden abgelehnt werden, bzw. als fehlende Therapieeinsicht gewertet werden ... Die Partner Überlebender leisten sicherlich ganz viel, nicht nur "Laienpsychologische Hilfeleistungen", sondern in dem sie einen Menschen mit allen Stärken und Schwächen annehmen, unterstützen, oft eine "Co-Therapeuten-Rolle" einnehmen, bzw. sich entsprechend mit dem/der Überlebendenden auseinandersetzen. In vielen Fällen mag es sogar ohne eine Therapie gehen, allerdings können in konfliktreichen Fällen PartnerInen eine Therapie nicht ersetzen. Andererseits kann sich zwischen den Partnern auch ein "Leistungsdruck" zwecks Bewältigung des erlebten Mißbrauchs und der Folgen ergeben, das würde sich dann "contraproduktiv" im Sinne einer angestrebten Heilung zeigen. Deshalb sind Angehörige oft die "schlechteren Therapeuten". Mich würden die Gründe interessieren, weshalb ihr Bekannter nicht zu einer Therapie bereit ist, bzw. weshalb er anscheinend einer Therapie keine Chance gibt - oder gibt er sich selbst noch weniger Chancen ? - Soll das etwa die Partnerschaft ausbaden, ggf. daran zerbrechen, oder sind die Folgen hier nicht so schlimm? - Ich bin da für einen offensiveren Umgang und wünsche mir dazu mehr Informationen um deutlicher antworten zu können. Unterstützung für Partner Überlebender gibt es z.B. in der Literatur: Laura Davis, Verbündete, Orlanda Frauenbuchverlag, ISBN 3-922166-81-4 |
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