Mir ist aufgefallen dass viele, die von Täteranteilen sprechen, eigentlich eher die "Schattenseiten" meinen, das Dunkle im Menschen, das im zwischenmenschlichen Bereich oft sehr destruktiv werden kann. Es ist die unbequeme zweite Hälfte, die wir eigentlich alle haben, sind jene Persönlichkeitszüge, die auf gar keinen Fall öffentlich von der Umwelt gesehen werden sollen und von uns selbst meist auch abgelehnt werden, zu denen wir nicht stehen, weil "man SO nicht sein darf". Statt dessen werden diese unangenehmen Dinge häufig wie ein Dia auf andere Menschen projiziert und dann stellvertretend dort bekämpft! Dabei kann es sich um eine einzelne Eigenschaft der Persönlichkeit handeln, oder ein Verhalten, das von anderen nicht akzeptiert wird wie Neid, Geiz, Trägheit, Unordendlichkeit, Eifersucht, Aggressivität usw. Es kann sich um bewusste, aber auch unbewusste Anteile handeln. Was allerdings wirklich unter Täteranteilen zu verstehen ist, ist Folgendes: Persönlichkeitsanteile eines Menschen, die oft abgespalten sind und sich mit dem Täter des Menschen regelrecht identifiziert, Teile seines Verhaltens übernommen haben oder sogar vom Täter/Tätern zu gewissem Verhalten "programmiert" wurden. (ganz oft bei professionell arbeitenden Tätergruppen) Diese Anteile sind meist gar nicht gerne "böse", möchten viel lieber "gut" sein. Aber sie erfuhren häufig eine Entlastung in einer früheren Traumasituation, gerade, indem sie diese Situation bejahten oder indem sie anderen etwas antaten, sich evtl. mit dem Täter "verbündeten", um so vom Täter selbst verschont zu werden. Nicht wenige behalten dieses, ursprünglich schützende Verhalten, auch später bei oder versuchen durch - auch abgeschwächte - Inszenierungen ähnlicher Situationen (Wiederholungszwang) den alten Konflikt zu lösen. Diese (selbst-) zerstörerischen "Täter-Anteile" werden nicht nur von der Umwelt, sondern auch von den eigenen anderen Persönlichkeitsanteilen, die sich als "gut" wahrnehmen, zunächst völlig abgelehnt . Dagmar Minor |