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Missbrauch in der Kirche


Ein uraltes Thema, jetzt endlich aus dem Tabu herausgezwungen ins Blickfeld der schockierten Öffentlichkeit.

Wir können nicht länger die Augen davor verschließen, dass sich nicht wenige der Erwachsenen, die sich sexuell von Kindern angezogen fühlen, bewusst einen Beruf wählen, der sie ?an der Quelle? sitzen lässt, der es ihnen ganz leicht macht, mit Kindern, mit vielen Kindern, in Kontakt zu kommen.
Besonders beliebt sind Berufe, durch die ein enges Vertrauensverhältnis zu den Kindern aufgebaut werden kann, und somit den Missbrauch sehr ?einfach? macht.

Zu diesen Berufen zählt auch der des Priesters/ Pfarrers.

Nein, das soll kein ? General-Verdacht? gegen alle Priester sein. Es versteht sich von selbst, dass es natürlich auch unzählige Seelsorger gibt, die ihr Amt mit Liebe ausüben, sich niemals einem Kind sexuell nähern würden und diese Taten ihrer Amtskollegen zutiefst verurteilen und verabscheuen.

Nicht anders als andere Pädokriminelle gehen auch kinderschändende Priester vor und wählen in der Regel ?augehungerte? Kinder, die mit Zuwendung angefüttert werden, eine ganz miese Taktik!

Auch Mädchen werden Opfer, aber besonders gefährdet sind kleine Jungen, die zur Beichte kommen, zum Religionsunterricht, zum Kommunionunterricht, zur Messdienerausbildung - und werden Kinder nicht heute noch wie eh und je dazu erzogen, im Priester eine Art stellvertretenden ?Herrgott? zu sehen? Der Sinnbild für alles Gute ist, der immer weiß, was richtig ist, dem man folgen muss und um Himmels willen keine Widerworte geben darf ...

Ein straffällig gewordener Priester hat niemals nur ein Kind missbraucht, sondern eher Hunderte im Laufe seiner Amtszeit. Jungen, die ?zu alt? geworden sind, werden einfach ausgetauscht.

?Eine Ehre? wenn der Priester sich so außerordentlich um das Kind bemüht und genau das wird er dem Kind nicht selten auch zu verstehen geben, wie ich es in meiner Praxis immer wieder von Opfern erfahren musste, die zu mir kamen. Als ?eine ganz besondere Männerfreundschaft? bezeichnete ein Priester das gegenüber einem 9 jährigen Jungen, den er bis zu seinem 13. Lebensjahr regelmäßig missbrauchte.

Die allermeisten Opfer schweigen, erzählen niemandem ein Sterbenswort, denn sie ahnen dass ihnen das kaum jemand glauben würde, zu recht.

Jeden anderen könnten sich die Leute ja vielleicht noch als Kinderschänder vorstellen, aber einen Priester?

Sah es in der Vergangenheit nicht eher so aus, dass im seltenen Falle einer Aufdeckung eher der Priester geschützt wurde, nicht nur von der Kirche, auch von seiner Gemeinde und das Opfer und die Angehörigen allein im Regen standen und gemieden wurden?
Was hatten sie bloß dem armen Herrn Pfarrer angetan?

Ein erwachsengewordenes Opfer berichtete mir, dass er sich damals als Junge von den Schmerzen des Missbrauchs durch einen Priester in der Beichte bei einem anderen Priester befreien wollte - Hilfe suchte für seine Seelenqual. Dieser Priester aber sprach ihn, den Jungen schuldig, ließ ihn zur Strafe 10 Rosenkränze beten und hieß ihn zu schweigen.

Kinder, die durch einen Priester missbraucht wurden, verlieren neben
der Gesundheit ihrer Seele in der Regel auch den Glauben an Gott

- und wer könnte ihnen das verdenken?

Wenige Missbrauchsfälle kamen in den letzten 30 Jahren in Deutschland zur Anzeige. Wie viele es wirklich gegeben hat, bleibt im Dunkeln, denn meist wurden die Fälle ?innerkirchlich? geregelt.
Und wie viele dieser Priester nach Verbüßung ihrer Strafe oder auch nach einem vertuschten Missbrauch einfach nur in eine andere Gemeinde versetzt wurden, wissen wir auch nicht, ich vermute, das war die Regel!

Einmalige moralische Ausrutscher, die unter den roten Kirchenteppich gekehrt wurden oder mit dem Deckmantel des christlichen Verzeihens zugedeckt wurden?

Aber wir wissen doch längst, dass Sexualtäter vielleicht therapierbar,
nicht aber heilbar sind und zwar wissen wir das nicht erst seit heute!

Demnach war klar, dass diese Priester, die bereits Kinder missbraucht hatten, auch in der neuen Gemeinde diese Verbrechen auch weiterhin begehen würden - und zwar so sicher wie ?das Amen in der Kirche?! Unverantwortliche, nicht wiedergutzumachende Entscheidungen!

Und die verheerenden lebenslangen Folgeerscheinungen bei den Opfern
sind auch nicht erst seit heute bekannt,
schon seit einigen Jahren berichten die Medien immer wieder darüber
und das dürfte auch hinter die Kirchenmauern gedrungen sein!

Kirche redet sich raus mit ?Fehlenden Kenntnissen über die näheren Zusammenhänge sexuellen Missbrauchs? ? daran zweifele ich. Wenn dem aber doch so war, dann wäre es längst Pflicht gewesen, sich diese Kenntnisse anzueignen.

Die Abschaffung des Zölibats ist meiner Meinung nach keine Lösung, denn Pädophile fühlen sich nun mal sexuell von Kindern angezogen und zwar ausschließlich von Kindern. Ihre Handlungen haben nichts mit sexuellem Notstand zu tun ? ihnen einen ?Ersatz? anzubieten wäre sinnlos...

Nachdem in Amerika die Menschen endlich auf die Barrikaden gingen, sogar ?gläserne Beichtstühle? verlangten, wollte man uns hier glauben machen, dass Missbrauchstaten durch Priester bei uns absolute Ausnahmefälle sind.

Überall geschieht das, nur nicht hier...

Typisches Phänomen bei Missbrauch allgemein, scheint es mir...

Aber die ersten Opfer trauten sich zu reden, weitere kamen nach
und eine sorgsam verschlossene Kirchenkiste ging auch bei uns ächtzend auf...
Die Menschen waren entsetzt, forderten Stellungnahmen von der Kirche.

Schotterblume hatte bereits 2001 ein Schreiben an die Katholische Kirche geschickt und bat um eine Stellungnahme über die Vorgehensweise der Kirche in Fällen des Missbrauchs durch Geistliche.

Die katholische Kirche blieb uns die Antwort schuldig.


Dagmar Minor-Püllen


© Schotterblume e.V.