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Gewalt im Namen Gottes


Schon die christliche Schöpfungsgeschichte berichtet von einer angeblichen Vertreibung aus einem Paradies. Verursacht wurde sie dadurch, dass die Menschen plötzlich zwischen "Gut" und "Böse" zu unterscheiden lernten.

Viele sehen die Vertreibung als Strafe Gottes für den Diebstahl eines Apfels, aber könnte es nicht auch sein, dass das Ende des "Paradieses" direkt durch diese Unterscheidung herbeigeführt wurde?

Was passiert denn, wenn ein Mensch den anderen plötzlich als "Böse" bezeichnet? Er will damit meist Gewalt gegen diesen Menschen rechtfertigen. Selbst ein US-Präsident nutzte diese bequemen, schon von der Bibel vorgefertigten "Schubladen", indem er zwei Kriege damit rechtfertigte, dass es um die Bekämpfung der "Achse des Bösen" ginge. Und hunderttausende unschuldiger Menschen wurden ermordet.

Für den, der als "Böse" bezeichnet wird, ist jedoch der Angreifer der "Böse" und er selbst der "Gute". Welchen Sinn macht also diese Unterscheidung? Was bleibt? Ja: Gewalt!

Auch die vielen Verfasser der Bibel waren Menschen, die gewalttätige Tendenzen in sich hatten, so wie sie wohl jeder Mensch in sich trägt. Und diese gewalttätigen Tendenzen gingen auch in die Texte und Formulierungen der Bibel mit ein, so wie jeder Schreiber seine eigenen Ansichten in den Text mit einbringt, denn er kann gar nicht anders. Auch dieser Text hier ist so, wie jeder andere auch.

Auch beim Lesen beeinflussen unsere Ansichten, wie wir einen gegebenen Text interpretieren. Ein anderer Mensch liest vielleicht etwas ganz anderes aus demselben Buch. Für Kommunikationswissenschaftler und Psychologen ist das eine relativ alte Erkenntnis und eine Selbstverständlichkeit.

Wenn in der Bibel davon die Rede ist, man müsse seine Kinder "züchtigen", dann kommt das gewalttätigen Menschen gerade recht, können sie doch ihre Gewalt ohne Gewissensbisse ausleben. Denn welche Rechtfertigung für diese Gewalt könnte noch gewichtiger sein als die von einem allmächtigen Gott?

Hier wird Gewalt im Namen Gottes ausgeübt.

Wenn wir glauben, dass dies vor allem ein Phänomen vergangener Jahrhunderte wäre, werden wir gerade in jüngster Zeit eines Besseren belehrt. Denn auch in Deutschland gibt es im 21. Jahrhundert christliche Glaubensgemeinschaften, die ihre Kinder schlagen und das mit der Bibel rechtfertigen.

Es lohnt nicht, hier den Namen einer dieser Gemeinschaften aufzuschreiben, denn das würde ja wieder nur eine Schublade "Böse" schaffen, in die diese Gemeinschaft dann einsortiert würde. Mit der Folge dass jeder der dies liest sich selbst automatisch in die Schublade "Gut" einordnen würde und den Text nicht auf sich selbst bezieht. Dabei sollten wir uns alle fragen, ob wir nicht irgendwelche Texte, irgendwelche Rechtfertigungen dafür benutzen, um Gewalt gegen andere auszuüben.

Denn auch im Religionsunterricht staatlicher Schulen in Deutschland wird beispielsweise die Geschichte von Abraham gelehrt, der bereit war, seinen eigenen Sohn umzubringen, um ihn seinem Gott zu opfern. Sein Handeln wird als positives Beispiel dargestellt. Als Zeichen seiner Ergebenheit seinem Gott gegenüber. Aber was ist mit seinem Sohn? Auf dem Opfertisch zu liegen und darauf zu warten, vom eigenen Vater ermordet zu werden geht an keinem Kind ohne schwere Traumatisierung vorüber. Das ist psychische Gewalt, die kaum noch überboten werden kann!

Wie geht ein angeblich gütiger Gott mit der Verherrlichung von Gewalt in diesem Ausmaß zusammen?

Die Antwort erschließt sich erst nach einigen Recherchen: gar nicht. Denn es handelt sich um eine Geschichtsfälschung.

Das jüdische Volk, aus dem das Christentum ja hervor ging, war nicht immer monotheistisch. Es gab in seiner Frühzeit also mehrere Götter. Einer davon war Baal und er wurde auch oft als goldenes Kalb dargestellt. Er hatte eine relativ große Anhängerschaft und ihm wurden sehr viele Blutopfer gebracht. Auch Kinder! Es gab jedoch Tendenzen, die Anzahl der Götter auf einen zu verringern und auch, diese unseligen Blutopfer zu unterbinden. Dazu diente die Geschichte von Abraham. Um den Menschen klar zu machen, dass sie Baal abschwören sollten und nicht länger ihre eigenen Kinder umbringen durften.

Die Bibel unterlag in ihrer Geschichte mehreren "Säuberungen". Es wurden also Texte verändert, die nicht in die gerade gängige Ideologie passten. Dass das Judentum in seiner Anfangszeit polytheistisch war, ist eines dieser Dinge, die später nicht mehr erwähnt werden durften. Ein anderes ist eine Apostelin, die in einer späteren Übersetzung einfach einen männlichen Namen bekam, weil eine Frau in dieser Position nicht mehr sein durfte.

Wenn aber selbst solche Dinge wie "Gut" und "Böse" zu Gewalt führen, wie soll ein Mensch sich dann noch orientieren? Wo uns doch allen bereits in der Schule gelehrt wurde, dass diese Gegensätze die Grundlage ethischen Verhaltens darstellen würden?

Vielleicht ist es der bessere Weg, diese Gegensätze komplett zu überwinden und über Bord zu werfen. Und uns stattdessen der Gewalt entgegenzustellen, ohne selbst wieder Gewalt auszuüben.

Hat nicht Jesus genau dies getan?


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