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Missbrauch im Buddhismus


Buddhistische Ordensregeln untersagen Sex grundsätzlich. Von Buddha ist überliefert, dass er einen Mönch aus der Ordensgemeinschaft ausschloss, weil dieser einer Frau den Sexualverkehr mit ihm mit der Begründung angepriesen hatte, dass Sex mit so einer tugendhaften Person wie diesem Mönch die höchste Form des Dienstes sei.

Jedoch werden diese strengen Regeln nicht immer eingehalten. Aus den asiatischen Ländern, in denen der Buddhismus weit verbreitet ist, kommen immer wieder Berichte nicht nur vom Verstoß gegen diese Ordensregeln, sondern auch von Kindesmissbrauch in Klöstern.

Auch aus buddhistischen Gemeinschaften im Westen gibt es immer wieder mal Berichte über Kindesmissbrauch.

Zudem sind nicht alle Buddhisten Mönche, was aber keine Entschuldigung ist, denn die ethischen Grundsätzw jedes Buddhisten verbieten Kindesmissbrauch.

Da der Buddhismus den meisten Menschen in Europa nicht bekannt ist, hier einige Erläuterungen zum Hintergrund:

Der Buddhismus ist eine nicht theistische Religion, d.h. Götter spielen bei dieser Religion keine Rolle. Dies sollte nicht verwechselt werden mit Atheismus, der den Glauben an die Nicht-Existenz von Göttern darstellt. Auch Buddha ist kein Gott, sondern lediglich ein Lehrer, wenn auch ein sehr angesehener.

Die Lehre Buddhas dient der Überwindung des Leidens, dem jedes Wesen ausgesetzt ist. Wobei der Begriff jede Art des Leidens umfasst, beispielsweise Verzweiflung, Enttäuschung, Wut, Neid, Hass, Angst, Ohnmacht, Schmerz usw., also alles, was uns das Leben schwer macht. Diese Überwindung des Leidens findet aber im Unterschied zur im Christentum weit verbreiteten Ansicht nicht nach dem Tode statt, sondern zu Lebzeiten.

Der Weg dorthin umfasst das Erkennen der Ursachen dieses Leidens.

Das beinhaltet das Erkennen der Essenz der eigenen Natur. Im Christentum wird so etwas Gotteserkenntnis genannt. Der Buddhist sollte sich jedoch im Klaren darüber sein, dass sämtliche Eigenschaften, die er dabei erkennt, seine eigenen, gespiegelten Eigenschaften sind, nicht die eines Gottes, denn sonst würde es im Buddhismus genauso viele Streitereien über die Natur Gottes (bzw. der eigenen Natur) geben wie beispielsweise im Christentum.

Hat ein Mensch die vollständige Erlösung von allem Leiden erlangt, wird dies als Erleuchtung bezeichnet. Dies schließt mit ein, dass er auch sämtliche Begierden überwunden hat, also auch Begierden sexueller Natur. Manche Menschen behaupten jedoch nur, diesen Zustand erreicht zu haben, um ihre potentiellen Opfer in Sicherheit zu wiegen.

Es ist anhand dieser groben und unvollständigen Schilderung vielleicht nachvollziehbar, dass es schwierig ist, diesem Weg des Buddha ohne Anleitung, also einen Lehrer, zu folgen und nicht auf Irrwege zu geraten.

Vertreter des Buddhismus weisen deshalb immer wieder darauf hin wie wichtig es ist, bei der Wahl eines geeigneten Lehrers nicht auf Scharlatane hereinzufallen, denn es kann sich ein psychisches Abhängigkeitsverhältnis zum Lehrer bilden, das von diesem ausgenutzt werden kann. Das ist vergleichbar mit dem Verhältnis zwischen einem Klienten und seinem Psychotherapeuten.



Eine offizielle Stellungnahme zum Missbrauch im Buddhismus gibt es aber schon relativ lange:

Offener Brief an die buddhistische Gemeinschaft


Am 16. März 1993 wurde in Dharamsala, Indien, ein Treffen zwischen S.H. dem 14. Dalai Lama und einer Gruppe von 22 westlichen Dharma-Lehrern aus den größeren buddhistischen Traditionen in Europa und Amerika abgehalten. Ebenfalls anwesend waren die tibetischen Lamas Drikung Chestang Rinpoche, Panchen Otrul Rinpoche und Amchok Rinpoche. Ziel des Treffens war die offene Diskussion eines weiten Spektrums von Themen, die Übertragung des Buddhadharma in westliche Länder betreffend.

Nach vier Tagen Vorträge und Diskussionen einigten wir uns auf die folgenden Punkte:

  1. Unsere Hauptverantwortung als Buddhist ist es, auf eine bessere Welt für alle Formen des Lebens hinzuarbeiten. Die Förderung des Buddhismus als Religion ist zweitrangig. Freundlichkeit und Mitgefühl, der Fortschritt von Friede und Harmonie sowie Toleranz und Respekt für andere Religionen sollten die Leitprinzipien unseres Handelns sein.

  2. Im Westen, wo so viele verschiedene buddhistische Traditionen Seite an Seite existieren, ist es erforderlich, ständig auf der Hut vor den Gefahren des Sektierertums zu sein. Eine solch Uneinigkeit stiftende Haltung ist häufig das Resultat eines Versagens, etwas außerhalb der eigenen Tradition zu verstehen oder zu schätzen. Lehrer aller Schulen würden daher in großem Maße davon profitieren, die Lehren anderer Traditionen zu studieren und einige praktische Erfahrungen damit zu machen.

  3. Lehrer sollten offen sein für wohltätige Einflüsse von weltlichen oder anderen religiösen Traditionen. So können zum Beispiel die Einsichten und Techniken der zeitgenössischen Psychotherapie oft von großem Wert sein für die Verringerung des Leides, das von Studierenden erfahren wird. Gleichzeitig sollten Anstrengungen, psychologisch orientierte Praktiken aus existierenden buddhistischen Traditionen heraus zu entwickeln, ermutigt werden.

  4. Die Position eines Einzelnen als Lehrer erwächst in Abhängigkeit aus der Nachfrage seiner oder ihrer Studenten, nicht einfach aus der Ernennung durch eine höhere Autorität. Daher muss der Student große Sorgfalt bei der Auswahl eines geeigneten Lehrers walten lassen. Ihm muss ausreichend Zeit gewährt werden, seine Wahl zu treffen, die auf persönlicher Erforschung, Vernunft und Erfahrung beruhen sollte. Studenten sollten vor der Gefahr, Charisma, Scharlatanerie oder Exotismus zum Opfer zu fallen, gewarnt werden.

  5. Besondere Besorgnis wurde über unethisches Verhalten unter Lehrern geäußert. In vergangenen Jahren waren sowohl asiatische wie westliche Lehrer in Skandale wegen sexuellen Fehlverhaltens gegenüber ihren Studenten, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Veruntreuung gesammelter Gelder und Machtmissbrauch verwickelt.

    Dies hat zu weitverbreiteten Schäden geführt, von denen sowohl die buddhistische Gemeinschaft als auch Einzelne betroffen waren. Jeder Student muss ermutigt werden, verantwortliche Maßnahmen zu ergreifen, um Lehrer mit unethischen Aspekten ihres Verhaltens zu konfrontieren. Zeigt der Lehrer kein Zeichen der Änderung, sollten Studenten nicht zögern, jegliches unethische Verhalten, für das es unwiderlegliche Beweise gibt, öffentlich zu machen. Dies sollte geschehen ohne Rücksicht auf wohltätige Aspekte seiner oder ihrer Arbeit wie auch auf die eigene spirituelle Verpflichtung diesem Lehrer gegenüber.

    Es sollte auch in jeder Veröffentlichung klargestellt werden, das solch ein Verhalten nicht im Einklang mit der buddhistischen Lehre ist. Ganz gleich, welchen Grad spiritueller Entwicklung ein Lehrer erlangt hat oder beansprucht erlangt zu haben; keine Person kann über der Norm ethischen Verhaltens stehen. Um den Buddhadharma nicht in Verruf zu bringen und um Schaden von Studenten und Lehrern abzuwenden ist es notwendig, dass alle Lehrer zumindest nach den fünf Laiengelübden leben. In Fällen, wo ethische Standards verletzt wurden, sollte dem Studenten wie auch dem Lehrer mit Mitgefühl und Fürsorge begegnet werden.

  6. So, wie sich der Dharma in seiner Geschichte vielen Kulturen in Asien angepasst hat, ist er bestimmt, entsprechend den Bedingungen im Westen umgestaltet zu werden. Obwohl die Prinzipien des Dharma zeitlos sind, müssen wir bei der Unterscheidung zwischen essentiellen Lehren und kultureller Ausgestaltung große Vorsicht walten lassen.

    Trotzdem kann aus verschiedenen Gründen Verwirrung entstehen. Es können sich Loyalitätskonflikte ergeben aus der Verpflichtung gegenüber seinen asiatischen Lehrern und der Verantwortung seinen westlichen Studenten gegenüber. In gleicher Weise können Meinungsverschiedenheiten über den jeweiligen Stellenwert von monastischer und Laienpraxis entstehen. Darüber hinaus bekräftigen wir die Notwendigkeit einer Gleichheit der Geschlechter in allen Aspekten buddhistischer Theorie und Praxis.

Die westlichen Lehrer wurden von S.H. ermutigt, größere Verantwortung bei der schöpferischen Lösung der angesprochenen Fragestellungen zu übernehmen. Für Viele diente der Rat S.H. als tiefgreifende Bestätigung ihrer eigenen Empfindungen, Besorgnisse und Vorgehensweisen.

Zusätzlich zu der Möglichkeit, offen mit S.H. die Themen zu diskutieren, diente die Konferenz als ein wertvolles Forum für Lehrer verschiedener Traditionen zum Austausch ihrer Ansichten. Wir planen bereits zukünftige Treffen mit S.H. und werden andere Kollegen, die nicht in Dharamsala anwesend waren, einladen, an dem voranschreitenden Prozess teilzunehmen. S.H. beabsichtigt, weitere Oberhäupter asiatischer buddhistischer Traditionen zur Teilnahme an zukünftigen Treffen einzuladen.

Die Ergebnisse des Treffens werden der weiteren Öffentlichkeit durch Artikel, einen Bericht, ein Buch sowie Audio- und Videoaufnahmen bekanntgegeben.

Gezeichnet:
Fred von Allmen
Ven. Ajahn Amaro
Ven. Olande Ananda
Martine Batchelor
Stephen Batchelor
Alex Berzin
Ven. Thubten Chodron (Cherry Greene)
Lama Drupgyu (Tony Chapman)
Lopon Claude d'Estrée
Edie Irwin
Junpo Sensei (Denis Kely)
Brendan Lee Kennedy
Bodhin Kjolhede Sensei
Jack Kornfield
Dharmachari Kulananda
Jakusho Bill Kwong Roshi
Lama Namgyal (Daniel Boschero)
Ven. Tenzin Palmo
Ven. Thubten Pende (James Dougherty)
Lama Surya Das (Jeffrey Miller)
Robert Thurman
Sylvia Wetzel

Anmerkung: Das Wort "Dharma" bezeichnet die Lehren Buddhas


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