Tanjas Leben stand unter einem schlechten Stern! Vorsicht, der Bericht könnte triggern! Sie wollte, dass alle erfahren, wie schwierig und traurig, und trotzdem lebenswert und ein Geschenk Gottes das Leben sein kann!
Tanja ist kein Wunschkind. Die leiblichen Eltern kommen nicht zusammen und schieben sich gegenseitig das Baby zu. Sie gehen arbeiten und kümmern sich Tage lang nicht um das Kind. Es gibt kein Trinken und Essen, und keinerlei Zuneigung. Das Baby verhungert fast, und auf die Schreie reagiert lange Zeit niemand. Nachbarn schalten schließlich das Jugendamt ein, und Tanja kommt ins Kinderheim in Neuss. Ein nettes Ehepaar mit einer leiblichen Tochter, passend zu Tanjas Alter, verliebt sich in das zarte Mädchen, nimmt es auf, und adoptiert es. Es beginnt für Tanja eine kurze, aber glückliche Zeit, die sie nie vergessen hat. Was die Familie aber nicht weiß, ist, dass Tanja bereits durch die schwer traumatisierende Vernachlässigung ihrer leiblichen Eltern als Baby sehr krank ist. Als diese Problematik bekannt wird, ist die Familie zunächst nicht entmutigt. Sie ziehen später sogar auf den Rat der Ärzteschaft mit der ganzen Familie nach Spanien. Tanja wächst zweisprachig auf, kann aber die deutsche Schule in Spanien nicht erfolgreich abschließen, denn während der Schuljahre muss sie jedes Jahr 6 Monate in Deutschland in der Klinik verbringen. Aber ihre Leiden sind so schwerwiegend, dass sie sich nicht heilen lassen, sondern nur lindern. Die Belastung der Eltern wird immens, zumal sie ja auch noch zwei Knaben als Pflegekinder aufgenommen haben. Die ständigen Krankenhausflüge nach Deutschland zehren an der Substanz der Finanzen, aber auch der Seelen der Adoptiveltern. Die Adoptivmama entwickelt sich leider zur Alkoholikerin, verliert die Geduld mit Tanja. Der Adoptivvater kann gar nicht mit dieser Situation umgehen, lässt seine Frau mit leiblicher Tochter, Adoptivtochter und zwei Pflegesöhnen im Stich, und geht allein zurück nach Deutschland. Die Mutter flüchtet sich immer mehr in Machtlosigkeit und Alkohol, wenn es um Tanja geht. Liebe und Verständnis werden unbekannte Werte, Streit und Hass nehmen Überhand, das kann Tanja irgendwann nicht mehr ertragen. Sie verlässt das Familienheim mit eigenem Garten und Pool, und wird zur „Landstreicherin“, eigentlich zur „Strandstreicherin“, in Spanien am Mittelmeer. Freunde und Brüder helfen aus mit Essen, mit Jobs und kleinen Verdiensten, mal wird ein Haus von Tanja geputzt, mal ein Pferdestall entmistet. Dann landet Tanja wieder am Strand. Sie lernt neue Leute kennen, die sind lieb zu ihr, und versprechen ihr zu helfen, ihr Jobs zu geben, ihr Reisen zu ermöglichen, damit sie mal was Besseres sieht. Tanja ist durch ihre schwer traumatisierenden Erfahrungen und ihre seelischen Krankheiten noch naiv, vertraut Menschen blind, und so begreift Tanja gar nicht, dass diese Leute sie nur als Drogenkurierin ausnutzen und missbrauchen. Tanja fliegt dreimal nach Südamerika, kann sich schick kleiden, gut essen, sieht viele Orte, wohnt in pompösen Villen. Sie denkt, in ihrem kleinen und noch naiven Weltverständnis, das Leben „auf der rechten Spur“ und endlich ihr Glück gefunden zu haben. Die Pakete in ihrem Koffer hat sie selbst nie gesehen. Dass im Gangstermilieu auch Kriege stattfinden, dass sich die Gangs untereinander nicht grün sind, davon weiß sie nichts. Ja, sie erkennt noch nicht einmal, dass ihr neuer Umgang „schlechte Menschen“ und Täter sind, und sie wird schon wieder im Leben zum Opfer. Und so kommt, was wir schon ahnen, sie aber aus ihrer Wahrnehmung heraus, nicht erkennen konnte. Sie war chancenlos. „Gang-Missgunst“ führt zur anonymen Anzeige und auf ihrem vierten Flug, diesmal nach Brasilien, wird sie festgenommen und angeklagt wegen Drogeneinfuhr. Sie ist zu tiefst geschockt und leugnet. Sie weiß ja auch von nichts, und dennoch fällt die Strafe entsprechend hart aus. Ein geistig und körperlich krankes, zartes Mädel, schon vom Leben bestraft, wird in Brasilien zur unbegrenzten Haft „verdonnert“. Für die Hintermänner dagegen interessiert sich die Justiz nicht. Tanja wurde erwischt und ihr wird die volle Strafe aufgebrummt. Sie sitzt lange in einer Einzelzelle, kommt aber nach 2 oder 3 Jahren in Mehrfachzellen unter. Langsam spricht sie wieder mit anderen, gezeichnet von ihren den Wärtern nicht bekannten Krankheiten. Sie arbeitet in der Knastküche mit, ist im Handarbeiten-Team eingeteilt, aber ihre Motorik zeigt große Probleme auf, und langsam wird erkannt, dass es die Krankheiten sind, die ihr größtes Handikap sind. Anspruch auf ärztliche Betreuung gibt es für Häftlinge im Brasilien in dieser Zeit nicht. Ein deutscher pensionierter Pastor, der ehrenamtlich Insassen betreut, wird hinzugezogen und kann erreichen, dass Tanja nach 5 Jahren Haft freigelassen wird. Allerdings wird sie auch des Landes verwiesen und muss zurück in ihr Heimatland Deutschland, wo es ihr in frühster Kindheit nicht gut ging. Der Adoptivvater wird in Duisburg auswendig gemacht. So kommt Tanja nach Duisburg, das sie zuvor nie gesehen hatte.
Duisburg wird zu ihrer Heimat, und sie lernt endlich auch wenige liebe und ehrliche Menschen kennen.
Das besonders bewundernswerte an Tanja war, dass sie trotz allem Schrecklichen, dass sie erlebt hatte, eine sehr lebensfrohe Frau war. Sie liebte das Leben und machte sehr gerne Ausflüge. Sie hatte so gern Spaß, und lachte viel. Das Vertrauen in „das Gute der Menschen“ hat sie nie verloren, denn sie selbst hat sich auch ein gutes und großzügiges Herz erhalten können. Sie wollte niemals was „Böses“ im Leben „anstellen“, und war eine treue, liebe und loyale Freundin.
Wir hätten Tanja mehr Frieden, Gesundheit und Liebe im Leben gegönnt, aber es kam leider anders. Vermutlich an den Spätfolgen eines Sturzes aus dem Behindertenbus auf das Straßenpflaster, der wahrscheinlich zu einem unentdeckten Gehirntumor geführt hatte, starb sie mit nur 44 Jahren nach 2 Tagen nach dessen Entdeckung im künstlichen Koma im Sommer 2020.
Wir vermissen Dich, Tanja, und hoffen, dass du jetzt in der nur guten und friedlichen Welt bist, die du auch auf Erden meist wahrgenommen hast trotz deiner Geschichte. Du warst ein echtes Vorbild, das zeigte, wie wichtig es ist, den Mut im Leben niemals zu verlieren.
Deine Freundinnen und Freunde
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